Armut ist weiblich

Die Frauenberatung WOMAN spricht anlässlich des Internationalen Frauentags das Armutsrisiko der beratenen Frauen an und weist darauf hin, in wie weit eine steigende Erwerbsbeteiligung dieser Gefährdung entgegenwirken kann.

Arbeit und/oder Kinder?
Österreich ist bei der Frauenbeschäftigungsquote eines der europäischen Schlusslichter. Betreuungspflichten, die zum Löwenanteil immer noch bei den Müttern liegen, sowie mangelnde leistbare außerfamiliäre Betreuungsangebote für Kinder sind vielfach Hinderungsgründe für die Aufnahme einer Erwerbstätigkeit. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt somit eine der größten Schwierigkeiten für Frauen dar. In Oberösterreich hat mehr als die Hälfte der Kinderbetreuungseinrichtungen täglich weniger als acht Stunden geöffnet, es gibt zu wenig freie Plätze und lange Wartezeiten – in der Stadt ist es etwas leichter als auf dem Land. Vollzeitarbeit wird Müttern damit fast verunmöglicht. Nicht verwunderlich, dass die Teilzeitquote von Frauen mit Kindern unter 15 Jahren 73,8 % (Männer 7,9%) beträgt. Je jünger und je größer die Anzahl der Kinder im gemeinsamen Haushalt ist, desto geringer ist Erwerbsbeteiligung von Frauen: In Haushalten mit drei und mehr Kindern gehen weniger als die Hälfte der Mütter einer Erwerbstätigkeit nach. Das kostet Frauen über ihr Erwerbsleben bis in die Pension ein Vermögen. Frauen müssen vielfach die Wahl zwischen Karriere und/oder Kinder treffen – beides ist selbst heute noch schwer unter einen Hut zu bringen.

Frauen, Armut und Pension
Eine Erwerbsbiographie, die von Kindererziehungszeiten und längeren Phasen von Teilzeitarbeit geprägt ist, vervielfacht das Risiko von Armut im Alter. Mehr als ein Viertel aller alleinstehenden Frauen lebt unter der festgesetzten Armutsschwelle von 1.392 Euro (2022), was unter anderem den generell schlechter bezahlten Jobs und der hohen Teilzeitquote geschuldet ist. Die höchste Armuts- oder Ausgrenzungsgefährdung verzeichnen Ein-Eltern-Haushalte (das sind vorwiegend alleinerziehende Frauen mit Kindern) mit einer Quote von 52 %. Die durchschnittliche Alterspension von Frauen beträgt 1.313 Euro – das sind um 41,1 % weniger als Männer erhalten. Personen, die eine niedrige Pension beziehen, kommen selbst mit der Ausgleichszulage (2/3 Drittel der Anträge stellen Frauen) auf lediglich 1.217,96 Euro für Alleinstehende (2024) - das liegt immer noch unter der Armutsschwelle.

Informieren zahlt sich aus
Frauen, die sich rechtzeitig über die Zukunft (Pension) oder passende Arbeitsstellen und Ausbildungsmöglichkeiten informieren, verringern finanzielle Abhängigkeiten von staatlichen Hilfen und somit das Risiko für erhebliche materielle und soziale Deprivation.
Je früher sich Frauen der Gefahr der drohenden Altersarmut bewusstwerden, desto eher können sie handeln. Die Erwerbspartizipation von Frauen stellt nur ein wirksames Mittel dar, um Familien ein Einkommen über der Armutsgefährdungsschwelle zu ermöglichen und später eine lebenswerte Pension zu erhalten. Es zahlt sich aus, sich rechtzeitig über Unterstützungsmöglichkeiten zu informieren z.B. trägt die Kombilohnbeihilfe des AMS dazu bei, Frauen bei einer Arbeitsstelle über 30 Wochenstunden finanziell zu unterstützen. Die Kinderbetreuungskosten können bis zu max. 3 Jahre großteils vom AMS übernommen werden, wenn Mütter vor Arbeitsaufnahme einen Antrag stellen.
Eine flächendeckend schnell verfügbare, zeitlich flexible Kinderbetreuung ist ein wesentlicher Beitrag, Anzahl und Stundenausmaß von Frauen in der Arbeitswelt zu erhöhen. Eine stärkere Einbindung der Väter in die Kindererziehung sowie verbindliches Pensionssplitting kann finanziellen Ausgleich für Mütter schaffen. Flexible Arbeitszeitmodelle und verstärktes Home-Office sind ebenfalls sinnvolle Ansätze, die es leider noch viel zu selten - vor allem nicht im unteren Lohnsektor - gibt. Frauen haben zwar das Recht, über ihr Leben und ihre Berufstätigkeit zu bestimmen, aber nicht immer die Wahl.

VSG Frauenberatung WOMAN
WOMAN setzt sich aktiv für die Belange der Frau ein: Wir arbeiten an einer nachhaltigen Vermittlung oder dem Erhalt des Arbeitsplatzes sowie an dem Einstieg in weiterführende Bildungsmaßnahmen, der Existenzsicherung und Erweiterung der Handlungsfähigkeit. Wir unterstützen ressourcenorientiert unter Berücksichtigung von Sprachbarrieren, physischen oder psychischen Vorbelastungen und von im Ausland erworbenen Kenntnissen.
Unser Team blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2023 zurück. Durchschnittlich 75% der Frauen finden im Anschluss an die Beratung bei WOMAN eine Arbeitsstelle oder ein passendes Weiterbildungsangebot. Projektträger der Frauenberatung ist der Verein für Sozial- und Gemeinwesenprojekte.◆

Quellen:
https://www.statistik.at/statistiken/
https://www.gpa.at/kollektivvertrag/forschung-und-bildung/elementarpaedagogik/kinderbetreuung-ausbauen--frauen-in-jobs-bringen-

Kontakt:

Frauenberatung WOMAN
Martin-Lutherplatz 3, 4020 Linz
0732-777375-50, woman@vsg.or.at
Öffnungszeiten: Mo-Do 8-14:30 Uhr und nach telefonischer Terminvereinbarung

Frauen unterschiedlicher ethnischer Herkunft grafisch dargestellt
Bild: VSG artwork

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