Kürzungen beim AMS-Budget gefährden Arbeitsmarktintegration in Oberösterreich

Infos von der Pressekonferenz

am Dienstag, 25. Juni 2024, 11:30 Uhr, OÖ. Presseclub, Saal B, Landstraße 31, Linz

Gesprächspartner:innen


Rückfragen-Kontakt: Josef Pürmayr, GF Sozialplattform OÖ, +43 699 183 58 278, puermayr@sozialplattform.at

v.l.n.r.: Martin Zwicker, Magdalena Danner, Gertrude Hausegger, Susanne Steckerl; Foto: Sozialplattform OÖ/Nell Leidinger

Soziale Unternehmen tragen Verantwortung

Seit Jahrzehnten unterstützen soziale Unternehmen erfolgreich (Langzeit-)Arbeitslose durch Beschäftigung, Beratung und Qualifizierung beim Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt in Oberösterreich.

Sozialökonomische Betriebe, Frauenberufszentren, Arbeitstrainings- und Berufsausbildungszentren sowie spezialisierte Beratungsstellen sind ein Booster für den Arbeitsmarkt und tragen eine hohe gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Verantwortung:

  1. Sie bringen Menschen in Beschäftigung und
  2. entschärfen damit den akuten Arbeitskräftemangel.
  3. Sie wirken der Langzeitarbeitslosigkeit entgegen und
  4. entlasten damit die Sozialsysteme.  
  5. Sie tragen dazu bei, dass ehemals arbeitslose Personen wieder in das System einzahlen und das Steuereinkommen erhöhen.

„Jeder fehlende Platz bei diesen Angeboten bedeutet weniger Lebenschancen von Menschen am Rande des Arbeitsmarkts“, warnt Magdalena Danner von der Sozialplattform OÖ.

Danner bereitet die besorgniserregende Arbeitsmarkt-Entwicklung in Oberösterreich Sorgen. Im Vergleich zum Vorjahr zeigt sich aktuell sowohl ein Anstieg der Arbeitslosenquote (Mai 24: 4,2%, Mai 23: 3,5%) als auch eine stärkere Zunahme des Bestands an von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen als im gesamten Bundesgebiet (OÖ:+20,8%; Ö +10,1%). Eine im März 2024 vom WIFO veröffentlichte Konjunkturprognose stellt erst 2025 mit einer leichten Konjunkturaufhellung eine gewisse Verbesserung der Arbeitsmarktlage in Aussicht. „Im Industriebundesland Oberösterreich wird diese Entwicklung verzögert stattfinden und durch diesen stockenden Beschäftigungsmotor droht eine Zunahme der im letzten Jahr angewachsenen Gruppe von langzeitarbeitslosen Personen,“ erläutert Magdalena Danner. zur Übersicht Arbeitsmarkt

Ein Mann repariert Elektrogeräte
Bild: Volkshilfe OÖ

Geförderte Beschäftigung wirkt

„Verfestigte Arbeitslosigkeit“, also Arbeitslosigkeit, die zumindest 1 Jahr oder länger andauert, stellt eine große Herausforderung für die Betroffenen und für die Politik dar. Österreichweit erfüllten im Mai 2024 81.454 Personen die Kriterien für Langzeitbeschäftigungslosigkeit (29,8% aller im Mai 2024 arbeitslos vorgemerkten Personen). In Oberösterreich traf dies auf 7.065 Menschen zu.

Gesundheitliche Vermittlungseinschränkungen – dies betraf im Mai 2024 in Oberösterreich 9.897 arbeitslos vorgemerkte Personen – sind ein wesentlicher Grund für längerdauernde Arbeitslosigkeit. Das Risiko sehr langdauernder Arbeitslosigkeit ist zudem für ältere Arbeitslose (insbesondere ab 55 Jahren) und für Personen mit maximal Pflichtschulabschluss überproportional hoch.

Je mehr dieser Risikofaktoren eine Person in sich vereint, umso geringer sind ihre Chancen, im Falle von Arbeitslosigkeit ohne gezielte Förderung wieder Zugang zum Arbeitsmarkt zu finden. Dazu kommt, dass langdauernde Arbeitslosigkeit bestehende Problemlagen verschärft und neue Probleme nach sich zieht:

  • Psychische und soziale Folgen von Arbeitslosigkeit und erfolglose Bewerbungen führen dazu, dass Menschen sich nichts mehr zutrauen und sich immer stärker zurückziehen.
  • Die finanziellen Einbußen werden immer stärker spürbar.
  • Berufliche Netzwerke, die bei der Arbeitssuche hilfreich sein könnten, schwinden zunehmend.
  • Vorhandene Kompetenzen verlieren in einer schnelllebigen Zeit sehr rasch an Aktualität.
  • Für Unternehmen ist eine längere Dauer der Arbeitslosigkeit oft ein Signal für eingeschränkte Leistungsfähigkeit.

All dies führt dazu, dass diese Personengruppe auch von hoher Nachfrage nach Arbeitskräften nur beschränkt profitieren kann. Die präventive Verhinderung von Langzeitbeschäftigungslosigkeit und die gezielte Unterstützung jener Menschen, die bereits langzeitbeschäftigungslos sind, sind daher seit Jahrzehnten wichtige arbeitsmarktpolitische Zielsetzungen.

Soziale Unternehmen spielen für das AMS in der Unterstützung von langzeitbeschäftigungslosen Menschen traditionell eine zentrale Rolle: Arbeitslose Menschen werden vom AMS dann an Soziale Unternehmen vermittelt, wenn die Nutzung eines traditionellen Schulungsangebotes oder eine (geförderte) Arbeitsaufnahme in Unternehmen nicht möglich sind oder bereits (mehrfach) abgebrochen wurden. In diesen Fällen gilt es, gezielt die Ursachen und/oder Auswirkungen der Arbeitslosigkeit zu bearbeiten: Dies können Mehrfachproblematiken und/oder intensivere gesundheitliche Einschränkungen und/oder
eben die psychischen und sozialen Folgen der Arbeitslosigkeit sein.

Auch Soziale Unternehmen bieten Qualifizierung, Beratung und vor allem geförderte Beschäftigung an. Im Unterschied zu traditionellen Schulungsangeboten und geförderter Beschäftigung am „regulären“ Arbeitsmarkt bieten Soziale Unternehmen aber begleitend zu Schulung und Beschäftigung sozialarbeiterische Unterstützung, psychologische Betreuung, Auseinandersetzung mit der finanziellen und gesundheitlichen Situation und vor allem ein individualisiertes Eingehen auf die spezifische Situation der Betroffenen: Das stufenweise Ausweiten der Belastungsgrenzen und der Verantwortlichkeiten sind ebenso charakteristisch wie die Verbindung von Arbeit und Qualifizierung. Dadurch können die Betroffenen wieder Zutrauen in ihre Fähigkeiten finden und sich ausgehend von der Praxis theoretische Inhalte aneignen. Wenn dies nötig ist, können sie auch Stück für Stück das Leben wieder in Ordnung bringen.

Über diese Angebote bauen Soziale Unternehmen für arbeitslose Menschen, die ohne gezielte Hilfestellungen von Ausgrenzung am Arbeitsmarkt bedroht sind, Brücken in reguläre Beschäftigung: Im Anschluss an eine geförderte Beschäftigung sind – je nach konkreter Zielgruppe und konkretem Angebot - rund 30% bis 50% der Teilnehmenden wieder in Beschäftigung.

Langfristig zeigen Studien, dass vormals langzeitbeschäftigungslose Menschen, die ein passendes AMS-Angebot nutzten, im Vergleich zu nicht geförderten Personen

  • eher in Beschäftigung sind und
  • sich weniger vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben.

Diese Effekte sind – gerade auch in Oberösterreich – mit Blick auf das kleiner werdende Erwerbspotenzial besonders bedeutsam. Viele Soziale Unternehmen sind im Bereich Kreislaufwirtschaft angesiedelt und leisten so auch einen – wenn auch sehr kleinen – Beitrag zur Erreichung der Klimaziele.

Arbeitsmarktpolitische Angebote werden mit Blick auf Effektivität und Effizienz jährlich entlang der jeweiligen budgetären Rahmenbedingungen und der jeweiligen arbeitsmarktpolitischen Zielvorgaben quantitativ und qualitativ angepasst. Diese nachvollziehbare Rahmenbedingung erfordert von Organisationen, die arbeitsmarktpolitische Dienstleistungen erbringen, mitunter ein hohes Maß an Flexibilität: So müssen die infrastrukturellen und personellen Kapazitäten
nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ an die jeweiligen Zielgruppen und Zielsetzungen angepasst werden.

Je spezifischer die arbeitsmarktpolitischen Dienstleistungen sind und je mehr an Infrastruktur und Erfahrungswissen zur Erbringung dieser Leistungen nötig sind, umso qualitätsrelevanter sind jedoch längerfristige Planungshorizonte.

Gertrude Hausegger
Arbeitsmarktexpertin Gertrude Hausegger, Bild: SPF OÖ / Nell Leidinger

Auswirkungen Kürzungen in OÖ

Die finanziellen Mittel für arbeitsmarktpolitische Dienstleistungen werden überwiegend vom Arbeitsmarktservice (AMS) zur Verfügung gestellt. Die sozialen Unternehmen sind wichtige Partner:innen für das AMS, um Menschen nachhaltig in Beschäftigung zu bringen.
Bereits 2024 standen in Oberösterreich 22 Millionen Euro weniger zur Verfügung. Nun drohen für 2025 erneute Kürzungen von nominal 5 Millionen Euro. Zusätzlich zu den reduzierten Fördermitteln wurden/werden den sozialen Einrichtungen Kollektivvertrags-Erhöhungen und inflationsbedingte Kostensteigerungen nicht abgegolten.

AMS OÖ-Budget 2023: € 163 Mio. + € 20 Mio. Zusatzdotierung
AMS OÖ-Budget 2024: € 161 Mio., keine Zusatzdotierung
AMS OÖ-Budget 2025: € 156 Mio., keine Zusatzdotierung

„Nur um das bereits stark reduzierte Aktivitätenniveau von 2024 zu erhalten, wären valorisiert 167 Millionen Euro erforderlich, es fehlen also 2025 in Wirklichkeit insgesamt 11 Millionen Euro. Damit droht eine neuerliche Kürzung im Ausmaß von ca. 7 %,“ erklärt Magdalena Danner.

In Oberösterreich gibt es ca. 20 Trägereinrichtungen, die mit ihren Dienstleistungen, ihrem Know-how und dem Wissen um regionale Besonderheiten etc. arbeitslose Menschen bei der nachhaltigen Integration in den ersten Arbeitsmarkt unterstützen. In der Sozialplattform OÖ sind diese sozialen Unternehmen mit arbeitsmarktintegrativen Angeboten zusammengeschlossen. Schon seit mehreren Wochen wird die Sozialplattform von ihren Mitgliedern auf die alarmierenden und existenzbedrohenden Auswirkungen erneuter Kürzungen hingewiesen. Die Unsicherheit bei den Trägereinrichtungen ist enorm und führte zu der Notwendigkeit, sich gemeinschaftlich an die Öffentlichkeit zu wenden. Die Sozialplattform hat um eine erste Folgenabschätzung der drohenden Kürzungen ersucht.

Die Kürzungen:

  1. werden Kündigungen beim Betreuungspersonal nach sich ziehen und
  2. weniger Plätze für arbeitssuchende Personen in Beschäftigung und für Beratung bewirken,
  3. schwächen die Leistungsfähigkeit sozialökonomischer Betriebe und
  4. bedrohen den Fortbestand regionaler Standorte und Beratungsangebote (für 1/5 der Träger).

Besonders im Bereich der sozialökonomischen Betriebe (SÖB) bringen die Kürzungen noch auf einer anderen Ebene Nachteile, nämlich den Geschäftsentgang. Denn SÖB erledigen für privatwirtschaftliche Unternehmen/ Einrichtungen (Gemeinde, Abfallverband, Tourismusverband etc.) Aufträge, für die sie Einnahmen erzielen, um die vom AMS geforderte Eigenerwirtschaftung ihrer benötigten finanziellen Mittel zu erreichen. Mit weniger Personal (Transitarbeitsplätze = arbeitssuchende Personen) müssen schon aktuell Aufträge abgelehnt werden. Das wird sich künftig noch verschärfen, wodurch auch mit Standortschließungen zu rechnen ist. „Hier werden Ressourcen verschwendet, da Know-how, Kompetenz, Ausstattung und Betriebskooperationen ja aufgebaut werden mussten. Diese Betriebe können nicht bei Bedarf wieder „hochgefahren“ werden,“ warnt Magdalena Danner von der Sozialplattform OÖ.

Frauen arbeiten im handwerklichen Bereich
Bild: she:works/Petra Fröschl

Frauenprojekte in Gefahr

She:works GmbH ist die Ansprechpartnerin für berufliche Chancen für Frauen im Zentralraum OÖ. In den befristeten Beschäftigungsmöglichkeiten und der Arbeitskräfteüberlassung werden durch Kooperationen mit oberösterreichischen Betrieben unterschiedlicher Branchen für arbeitssuchende Frauen Türen geöffnet. Arbeitsplatznahe Qualifizierung und umfassende Workshops auch im Bereich der digitalen Kompetenzen ergänzen das Angebot. In der Beratung für die Karriereplanung gibt es einen Schwerpunkt zu Green Jobs und Frauen in die Technik (FIT).

She:works sieht sich aufgrund der angekündigten Kürzungen durch das Arbeitsmarktservice (AMS) Österreich mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Diese Einsparungen haben nicht nur gravierende Auswirkungen auf die Beschäftigungssituation unserer Kolleginnen, sondern beeinträchtigen auch unsere Fähigkeit, Frauen auf ihrem Weg ins Berufsleben zu unterstützen.

„Die angekündigten Kürzungen treffen uns hart - vor allem in unseren Frauen-Berufs-Zentren und unserem sozialökonomischen Betrieb. Es bedeutet, dass wir weniger Frauen aus dem Zentralraum Linz die notwendige Unterstützung bieten können, damit diese langfristig und qualifiziert beruflich Fuß fassen, sondern auch, dass wir Kolleginnen verlieren,“ erklärt Susanne Steckerl, Geschäftsführerin von she:works GmbH.

Die Frauenberufszentren haben einen sogenannten „unterjährigen“ Vertrag mit dem AMS OÖ und wurden zuletzt aufgefordert, bereits ab 1. Juli eine bis zu 20-prozentige Budgetkürzung zu berücksichtigen.

„Unsere Projekte sind essenziell für Frauen aus Oberösterreich, die versuchen, wieder in den oö. Arbeitsmarkt einzusteigen. Frauen sind die notwendige Fachkräfteressource in unserer oö. Wirtschaftslandschaft. Diese Einschnitte gefährden die berufliche Zukunft dieser Frauen und ihrer Familien,“ meint Steckerl. She:works appelliert an die Entscheidungsträger, die Wirksamkeit und Bedeutung der Frauen-Berufs-Zentren und anderer arbeitsmarktintegrativer Angebote für Frauen  anzuerkennen und alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu prüfen. Warum ist das so essenziell? Um die Ressource weibliche Fachkräfte in der Wirtschaft zu sichern und Frauen berufliche Chancen zu ermöglichen.

Arbeitsmarktintegrative Projekte sind verantwortlich für Erfolgsgeschichten
Frau R. wurde mit einem Rechnungswesen-Studium in Serbien ins Kompetenzzentrum der she:works übernommen. Sie war schon länger arbeitssuchend und erhielt aufgrund ihrer Sprachbarriere und der nicht vorhandenen Praxis immer wieder Absagen auf ihre Bewerbungen.
Frau R. wurde bei she:works business services im Fachbereich Lohnverrechnung/Buchhaltung auf eine Arbeitsaufnahme im Bereich Lohnverrechnung vorbereitet und gleichzeitig beim Lernen der Fachsprache Deutsch unterstützt. Während ihrer Beschäftigung im Sozialökonomischen Betrieb (SÖB) erledigte sie Außendienste/Karenzvertretung bei Steuerberatungskanzleien (Arbeitskräfteüberlassung AKÜ) stets verlässlich und konnte hierbei wichtige Erfahrungen sammeln und ihre fachlichen Kenntnisse ausbauen.  Im Bereich Buchhaltung hat das Team von she:works Frau R. in diverse Aufträge eingeschult, sie konnten ihr mittels Individualförderung, die Kurse Buchhaltung I und II,  einen Außendienst AKÜ mit Übernahme in ein Dienstverhältnis bei einer Organisation ermöglichen.
Frau R. ist seit Mai 2023 bei dieser Organisation eine sehr wichtige Drehscheibe in der Buchhaltung, was she:works aufgrund der 3-monatigen Nachbetreuung weiß. Ihre Kenntnisse in der Lohnverrechnung sind ebenfalls sehr hilfreich - da sie oft als Vertretung innerhalb der Organisation agieren muss. Durch ihren Einstieg in die she:works business services hat sie (lt. eigener Angabe) die Chance erhalten, im Berufsleben Fuß zu fassen, ihre Deutschkenntnisse - vor allem in der Fachsprache - zu verbessern und sich weiter qualifizieren zu können.
Dies wäre alles ohne das Sprungbrett des she:works business services nicht möglich gewesen.

Susanne Steckerl, Bild: Sozialplattform / Nell Leidinger

Langzeitarbeitslosigkeit erfolgreich bekämpfen

„Mit unseren sozialökonomischen Betrieben (SÖB) haben wir die Chance, Menschen, die es am Arbeitsmarkt besonders schwer haben, für die Zukunftsbereiche Kreislaufwirtschaft und Nachhaltigkeit zu sensibilisieren. Es ist daher doppelt schade, wenn in diesem Bereich derart der Sparstift angesetzt wird. Vor allem, weil die Förderung von sozialökonomischen Betrieben in der Kreislaufwirtschaft und die Sicherung der Mittel für SÖB im aktuellen Regierungsprogramm festgeschrieben sind“, erklärt Mag. Martin Zwicker, Geschäftsführer der Volkshilfe Arbeitswelt GmbH.

Die Arbeitswelt GmbH ist eines von vier sozialen und in der Kreislaufwirtschaft tätigen Unternehmen in Oberösterreich, gemeinsam bieten diese 300 Transitarbeitsplätze und 60 Trainingsarbeitsplätze. Das Unternehmen der Volkshilfe OÖ unterstützt Jugendliche und Erwachsene beim (Wieder-)Einstieg in die Arbeitswelt – von der Suche nach einer passenden Lehrstelle, einer neuen Arbeitsstelle bis hin zur Sicherung eines bestehenden Dienstverhältnisses. In den sozialökonomischen Betrieben (SÖB) der Volkshilfe gibt es befristete Beschäftigungsmöglichkeiten vom kaufmännischen Bereich über Lager und Reinigung bis zum wichtigen Bereich der Kreislaufwirtschaft (Textilsortierung, Elektrogeräte- und Fahrrad-Aufbereitung, Second-Hand Shops und e-commerce).

„Leider sind auch wir von den AMS-Kürzungen beziehungsweise zu geringen Erhöhungen betroffen“, sagt Zwicker. Im sozialökonomischen Betrieb (SÖB) der Arbeitswelt GmbH habe sich das Budgetvolumen gegenüber dem Budget 2023 verringert. „Sämtliche Valorisierungen, Kollektivvertrags-Erhöhungen und inflationsbedingten Kostensteigerungen in der Höhe von etwa 10 bis 15 Prozent mussten und müssen eingespart werden“, erklärt der Arbeitswelt-Geschäftsführer.

Die bisherigen Folgen der Kürzungen beim AMS-Budget für die Volkshilfe Arbeitswelt GmbH:

  • Der Gastronomiebetrieb in Schärding musste geschlossen werden, hier kam es zum Entfall von zwei Personaleinheiten.
  • Der Shop der Arbeitswelt GmbH in Linz-Ebelsberg wurde mangels Weiterfinan-zierung an den Shop-Bereich der Volkshilfe OÖ übergeben.
  • Außerdem musste die Zahl der Transitarbeitsplätze in den SÖB um elf auf 60 Plätze gekürzt werden.

Jakob, 26
Nach einem erfolgreichen Lehrabschluss im IT-Bereich kämpfte Jakob über mehrere Jahre und mehrere Projekte hinweg mit seiner psychischen Gesundheit und Stabilität. Zum Beginn unserer Betreuung lag weiterhin eine nur fragile psychische Stabilität vor. Sein Verhalten war von großer Anspannung und Unsicherheit im Gespräch mit Arbeitskolleg:innen und fremden Personen gekennzeichnet. Sein Selbstwert war insgesamt immer noch sehr schwach ausgeprägt.
Im Rahmen seiner Tätigkeit im Integrationsbetrieb übernahm Jakob die Überprüfung von Elektroaltgeräten für den in die Kreislaufwirtschaft eingebundenen Online-Shop WIDADO. Dabei konnte er wieder an seine Kompetenzen aus seiner Lehrzeit anknüpfen und sein Selbstwertgefühl in einem ersten Schritt stärken und stabilisieren. In der weiteren Betreuung kam es zu einem intensiven und wertschätzenden Austausch zu seiner bisherigen Arbeits- wie auch Lebenserfahrung. Dabei wurden gemeinsam Erklärungen für die von ihm gemachten Erfahrungen gesucht und Strategien für den gesunden Umgang mit künftig herausfordernden Situationen im Arbeits- und Privatleben diskutiert und erarbeitet. Neben dieser längerfristigen Aufbauarbeit erfuhr Jakobs Selbstwertgefühl auch im Rahmen unseres internen Team-Projekts hinsichtlich der Erstellung eines Werbefilmes für den Online-Shop WIDADO einen weiteren Boost. Sein Selbstvertrauen begann nun mehr und mehr in den persönlichen Bereich auszustrahlen. In Kombination mit einem weiterführenden Kommunikationstraining für die Bewerbungssituation eröffnete sich für Jakob somit die Möglichkeit eines Praktikums bei einem namhaften IT-Konzern. Aufgrund der aktiven Nachbetreuung wissen wir, dass er schließlich auch heute noch als IT-Techniker mit Freude und Leidenschaft tätig ist.

Martin Zwicker; Bild: Sozialplattform / Nell Leidinger

Die Sozialplattform OÖ fordert: 

  1. Schnelles Handeln von der österr. Bundesregierung, um das AMS-Budget zu erhöhen
  2. Zusatzdotierung des AMS OÖ-Budgets für 2025 in der Höhe von mind. 11 Millionen Euro
  3. Keine Kürzungen für AMS-Angebote mit „unterjährigen“ Verträgen (Bsp.: Frauenberufszentren)
  4. Längerfristige Vertragslaufzeiten (mindestens 3 Jahre), um Planungssicherheit für soziale Unternehmen zu erhöhen
  5. Berücksichtigung von Kostensteigerungen, KV-Erhöhungen und Indexierungen
Magdalena Danner fordert schnelles Handeln, Bild: SPF / Nell Leidinger

Budgetkürzung steht in Widerspruch zu Arbeitsmarktentwicklung

Oberösterreich gilt als Beschäftigungsmotor und Vorzeigebundesland in punkto niedriger Arbeitslosenquote. Doch die steigenden Arbeitslosenzahlen sind besorgniserregend, bereits seit einigen Monaten. Eine Aufschlüsselung arbeitsloser Personen nach verschiedenen Merkmalen (siehe Tabelle) zeigt fast durchgängig eine gestiegene Anzahl der von Arbeitslosigkeit Betroffenen als noch im letzten Jahr. Ausreißer sind hier junge Erwachsene bis 25 Jahren, die von Seiten des Arbeitsmarktservice OÖ auch mit „Fokuspaketen“ unterstützt wurden.

Vergleicht man Zahlen für Mai 2024 für Oberösterreich und Gesamtösterreich, so zeigen sich für unser Bundesland mit Ausnahme der jungen Erwachsenen deutlich höhere Anstiege bei der Anzahl arbeitsloser Menschen als für das gesamte Bundesgebiet:

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